Infektionen mit Hepatitis B und C Viren (HBV, HCV) haben weltweit großen Einfluss auf das Gesundheitswesen. Sie gehören zu den meist verbreiteten humanen Virusinfektionen, die zudem eine hohe Neigung zur Persistenz besitzen. Rund 2/5 der Weltbevölkerung hat eine HBV Infektion durchgemacht und ca. 250 Millionen Menschen sind derzeit persistent mit HBV infiziert. Ähnlich verhält es sich für Infektionen mit HCV, dessen Prävalenz in einigen Regionen der Erde 15% beträgt und das weltweit ca. 170 Millionen Menschen persistent infiziert hat.Besonders die persistenten Virushepatitiden stellen ein hohes Risiko für schwere Lebererkrankungen wie Steatose, Fibrose, Zirrhose und hepatozelluläres Karzinom dar. Dieses Risiko erhöht sich bei HBV-Hepatitis D Virus (HDV)- oder HBV-HCV-Koinfektionen. Aus diesem Grund stehen Infektionen mit HDV wieder im Mittelpunkt der Infektionsforschung. Dies gilt auch für das Hepatitis A Virus (HAV), das trotz lang anhaltendem Infektionsverlauf niemals persistiert. Der Verlauf einer akut-selbstlimitierenden hin zu einer chronischen Infektion ist ein dynamischer Prozess, der durch ein komplexes Zusammenspiel viraler und zellulärer Parameter bestimmt wird. Dieses umfasst eine unzureichende antivirale Immunantwort, das immuntolerante Mikromilieu der Leber sowie virus-spezifische Faktoren. Bisher wurden hauptsächlich einzelne Moleküle oder Signalwege untersucht oder isolierte biologische Prozesse beobachtet. Um jedoch die molekularen Mechanismen, die die Elimination oder Persistenz einer Virusinfektion bestimmen, zu verstehen, sind integrative Ansätze notwendig. Diese müssen die komplexen und dynamischen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen antiviralen Immunzellen, den virologischen Faktoren und dem spezifischen Mikromilieu der Leber sowie dessen virus- und immun-bedingte Veränderung berücksichtigen. Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte wird der TRR179 einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um diejenigen Wechselwirkungen zwischen immunologischen und virologischen Parametern und deren Dynamik zu entschlüsseln, die den Verlauf einer Hepatitis Virus Infektion bestimmen. Dabei werden die spezifischen molekularen Mechanismen und Immunzellpopulationen charakterisiert, die an der spontanen oder therapeutisch induzierten Elimination oder der Persistenzetablierung beteiligt sind. Es ist das langfristige Ziel dieser TRR-Initiative, ein therapeutisches Konzept zur Überwindung der Chronifizierung der Virusinfektionen zu entwickeln. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, haben wir ein interdisziplinäres Forschungskonsortium gebildet, das die multi-parametrischen und dynamischen Wechselwirkungen der Immunzellpopulationen mit dem infizierten Organ, die beteiligten antiviralen Effektoren und die viralen Gegenmaßnahmen entschlüsseln wird. Die Einbeziehung neuartiger Technologien im Bereich der Zellkultursysteme und immunkompetenten Mausmodelle sowie von Patientenkohorten wird dazu beitragen, das Wissen auf dem Gebiet der Hepatitisvirus Infektionen zu erweitern. Des Weiteren bietet das TRR179 Konsortium den Rahmen, die wichtigsten Fragen des Forschungsgebietes zu adressieren sowie die Ergebnisse aus molekularen und zellulären Studien auf relevante in vivo Systeme zu übertragen und in infizierten Patienten zu validieren. Wir werden in präklinischen Modellen und in Patienten die Bedeutung einzelner Faktoren, die entweder zur viralen Persistenz oder zu einer antiviralen Immunität beitragen, bestimmen sowie die viralen Evasionsmechanismen identifizieren. Obwohl sich dieses Forschungsprogramm auf eine bestimmte Gruppe medizinisch hochrelevanter Viren konzentriert, sind die entdeckten virologischen und immunologischen Prinzipien und Mechanismen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf chronische Infektionen mit anderen Erregern übertragbar. In dieser Hinsicht hat dieses Forschungsprogramm ein hohes Innovationspotential, das weit über die viralen Hepatitiden hinausgeht.